Muslimischer Dachverband bezweifelt Motiv für Brandanschläge auf Moscheen
Die Befürchtung, dass es sich um extremistische Anschläge gehandelt habe, bestätigte sich nicht. Der wahrscheinlich drogenabhängige gebürtige Kölner habe zumindest die erste Brandstiftung an der Detmolder Straße nicht geplant, hieß es am Freitagmorgen bei einer Pressekonferenz im Bielefelder Polizeipräsidium. Er sei auf der Suche nach Geld ohne größere Probleme in die Moschee eingedrungen. Aus Wut darüber, dass er nur einen kleinen Betrag fand, habe er einige Bücher mit einem Feuerzeug angesteckt.
Der 32-Jährige lebt seit 2008 in Bielefeld und ist wegen verschiedener Delikte (unter anderem Einbruch) polizeibekannt. Der Vorsitzende des Bündnisses Islamischer Gemeinden in Bielefeld, Cemil Sahinöz, zeigte sich den Ermittlungsergebnissen gegenüber skeptisch. "Wer garantiert, dass die Aussage 'Diebstahl' keine Schutzbehauptung ist? Wer würde versuchen, Diebstahl mit Brandstiftung zu vertuschen? Das ist uns nicht schlüssig", sagte Sahinöz in einer Stellungnahme.
Zwei Anschläge in neun Tagen
Der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) begrüßte die Aufklärung der Brandstiftungen auf Moscheen in Bielefeld hingegen ausdrücklich. "Wir sind erleichtert über die Festnahme des mutmaßlichen Täters", erklärte VIKZ-Präsident Mehmet Duran am Freitag in Köln. Der Verband und die Bielefelder Gemeindemitglieder dankten der Polizei für ihre erfolgreiche Ermittlungsarbeit.
Zusammen mit anderen Brandanschlägen auf Moscheen hatten die beiden Fälle in Bielefeld für bundesweites Aufsehen und Entsetzen gesorgt. Vor allem die muslimischen Gemeinden zeigten sich wegen der Geschehnisse empört und verängstigt.
Die höchsten Repräsentanten der Muslime in Deutschland, darunter der Zentralratsvorsitzende Aiman Mazyk, waren daraufhin nach Bielefeld gereist, um sich ein Bild von den Schäden zu machen. Auch der NRW-Staatssekretär für Integration, Thorsten Klute, zeigte sich angesichts der beiden Straftaten in höchstem Maße besorgt. Denn als Motiv wurde politischer Extremismus vermutet.
300 Stunden Videomaterial ausgewertet
Die Brände hatten sie vor einige Rätsel gestellt, denn es waren keinesfalls typische Anschläge, wie sie im extremistischen Milieu häufig vorkommen. So hatte der Täter keine Brandbeschleuniger benutzt und offenbar auch nicht mit brachialer Gewalt größtmöglichen Schaden anrichten wollen. Die Ermittlungskommission der Polizei hatte 300 Stunden Videomaterial aus Überwachungskameras ausgewertet.
Auf Seiten der Muslime hatte man nur noch wenig Hoffnung, dass die Verbrechen aufgeklärt werden könnten. Die neue Entwicklung kommt für sie deshalb völlig unverhofft. "Weder mit uns noch mit den Moscheevereinen hat jemand über einen Ermittlungserfolg gesprochen", sagte Cemil Sahinöz, Vorsitzender des Bündnisses islamischer Gemeinden.
Während die beiden Taten in Bielefeld wohl aufgeklärt sind, laufen die Ermittlungen in Bad Salzuflen offenbar weiter. Im Stadtteil Schötmar hatte es am 11. Oktober an einer Moschee ebenfalls eine Brandstiftung gegeben, hier wird ein politischer Hintergrund vermutet. Der gefasste Bielefelder kommt für diese Tat offensichtlich nicht infrage, da er zu diesem Zeitpunkt bereits in Haft war.
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Dokument erstellt am 23.10.2014 um 21:41:34 Uhr
Letzte Änderung am 24.10.2014 um 17:59:36 Uhr
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