Spontane Demonstrationen gegen Militärputsch (Westfalen Blatt)

Von | 16. Juli 2016

220 Menschen protestieren in der Nacht zu Samstag friedlich auf dem Jahnplatz – weitere Demo mit 200 Teilnehmern am Samstagnachmitag


Eineinhalb Stunden lang haben die Menschen auf dem Jahnplatz demonstriert. Nach Polizeiangaben verlief alles friedlich. Foto: Mike-Dennis MüllerEineinhalb Stunden lang haben die Menschen auf dem Jahnplatz demonstriert. Nach Polizeiangaben verlief alles friedlich. Foto: Mike-Dennis Müller

Bielefeld (WB/mdm/sb). Als sie vom Putschversuch des Militärs in der Türkei gehört hatten, haben sich in der Nacht zur Samstag 220 Menschen zu einer spontanen Demonstration zusammengefunden. Auf dem Jahnplatz protestierten sie von 0.30 bis 2 Uhr lautstark. Auch am Samstagnachmittag fand noch eine weitere Demonstration statt. 200 Teilnehmer kamen zum Hauptbahnhof.

»Alles ist friedlich verlaufen«, bilanzierte Polizeisprecher Manfred Orlowski am Samstagmorgen nach der ersten Demo. Der Versammlungsleiter habe sich an die Vorgaben der Polizei gehalten. Verwarnungen mussten nicht erteilt werden.

Der 24-jährige Serkan Güngör war einer der Demonstranten. »Wir haben die türkischen Nachrichten verfolgt«, berichtete er. Als man dort von den Ereignissen erfuhr, habe man nicht nur Solidarität zeigen wollen. Die deutliche Botschaft solle auch lauten, dass man die »demokratischen Strukturen  in der Türkei beibehalten« wolle. Viele der Protest-Teilnehmer hatten große Türkei-Flaggen dabei. Auch einzelne Transparente mit dem Portrait Erdogans und seiner Partei waren zu sehen. 

Zwischenzeitlich hatten die Demonstranten angedacht, einen Protestmarsch zum Hauptbahnhof und wieder zurück zum Jahnplatz zu starten. Nach Rücksprache mit der Polizei vor Ort wurde die Idee aber wieder zurückgezogen. Laute Parolen wurden gemeinsam gerufen. Später begannen viele, die auf dem Jahnplatz auch geparkt hatten, mit einem lauten Dauer-Hupen. 

Am Samstag von 15 bis 16.30 Uhr demonstrierten dann 200 Teilnehmer auf dem Bahnhofsvorplatz. Das Motto lautete: »Gegen den Putsch und für die Demokratie in der Türkei«. Auch diese Kundgebung sei spontan angemeldet worden, berichtet ein Polizeisprecher. »Auch hier ist alles friedlich verlaufen.«

Am Samstagmittag äußerte sich auch das Bündnis Islamischer Gemeinden Bielefeld – als Vertreter vieler Moscheevereine in der Stadt. Der Vorsitzende Cemil Sahinöz teilte mit: »Aufs Schärfste verurteilen wir den Putschversuch in der Türkei. Dieser Putsch geht nicht vom Militär aus, sondern von Untergruppen innerhalb des Militärs. Diese Anschläge sind nichts anderes als terroristische Anschläge. In der Türkei haben sich Millionen Menschen – partei-, kultur-, religion- und ethnieübergreifend – gegen den Putsch ausgesprochen. So gelten diese feigen und unmenschlichen Anschläge gegen die Freiheit und Demokratie des Volkes der Türkei. Die türkischstämmigen Bürger in Bielefeld rufen wir zur Besonnenheit und Einigkeit auf.«

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