Die wachsende Nachfrage nach Grabflächen für Muslime in Bielefeld ist ein deutliches Zeichen der Beheimatung und gesellschaftlichen Verwurzelung unserer Gemeinschaft in Bielefeld. Viele von uns leben bereits in der dritten oder vierten Generation in dieser Stadt, die für uns längst zur Heimat geworden ist – und dazu gehört auch der Wunsch, hier beerdigt zu werden.
Das Bedürfnis, in seiner Heimat seine letzte Ruhe zu finden, ist ein zutiefst menschliches. Es zeigt, dass wir als Muslime in Bielefeld nicht nur Gäste, sondern vollwertige Mitglieder der Gesellschaft sind, die über den Tod hinaus mit dieser Stadt verbunden bleiben wollen. In diesem Kontext sollte die Bereitstellung muslimischer Bestattungsflächen als Zeichen gesellschaftlicher Teilhabe und Integration gesehen werden, nicht als Belastung.
Natürlich stellen die religiösen Vorgaben der islamischen Bestattungsriten – wie die Erdbestattung ohne Sarg und das „ewige Ruherecht“ – spezifische Anforderungen. Doch diese Herausforderungen bieten die Chance, im partnerschaftlichen Dialog mit den städtischen Behörden und allen Beteiligten Lösungen zu entwickeln, die sowohl den Bedürfnissen der muslimischen Gemeinschaft als auch den städtischen Anforderungen gerecht werden. Das Ziel ist im Sinne des gesellschaftlichen Zusammenhalts Lösungen zu entwickeln, die auf Respekt und gegenseitigem Verständnis beruhen. Es geht darum, nicht nur islamische, sondern auch kommunale und infrastrukturelle Belange zu berücksichtigen – und dies im partnerschaftlichen Dialog.
Was jedoch besonders wichtig ist: Die Diskussion darf nicht durch Missverständnisse oder Fehlinformationen geprägt sein. Es ist von großer Bedeutung, zwischen religiösen Notwendigkeiten und kulturellen Eigenheiten zu unterscheiden. Während die religiösen Vorgaben klare, unveränderbare Richtlinien bieten, sind kulturelle Prägungen variabel und von den Herkunftsländern der Muslime beeinflusst. In der aktuellen Diskussion darf es nicht zu einer Vermischung dieser beiden Ebenen kommen, da dies zu Missverständnissen führt. Der islamische Glaube stellt klare Anforderungen an Bestattungen und diese sind unabhängig von den jeweiligen kulturellen Praktiken zu betrachten.
Unsere Aufgabe ist es, den Dialog darüber zu führen, wie diese religiösen Ansprüche hier in Bielefeld respektiert und gleichzeitig in den städtischen Rahmen integriert werden können.
Die Medien tragen eine besondere Verantwortung, Themen wie die Bereitstellung muslimischer Bestattungsflächen nicht nur mit Sorgfalt, sondern auch mit der notwendigen Sensibilität und Genauigkeit zu behandeln. Es muss unbedingt darauf geachtet werden, dass keine suggestiven oder negativen Darstellungen in die Berichterstattung einfließen, die Vorurteile schüren oder ein verzerrtes Bild der muslimischen Gemeinschaft zeichnen. Eine unausgewogene oder ungenaue Berichterstattung kann leicht zu Missverständnissen und gesellschaftlichen Spannungen führen, die sowohl das Vertrauen in die Medien als auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden.
Letztendlich steht für uns als Bündnis islamischer Gemeinden in Bielefeld die gesellschaftliche Teilhabe im Vordergrund. Bielefeld ist unsere Heimat und das spiegelt sich natürlich auch in unseren Bestattungswünschen wider.